WIE EINE JUNGE FRAU IHR SELBSTVERTRAUEN FAND

Es ist Spieltag an einer Mädchenschule in Gaza, Palästina. Alle vierten Klassen haben sich zur Auftaktveranstaltung versammelt. Aya, eine der verantwortlichen Trainerinnen, tritt vor und begrüsst die Mädchen. Vor ein paar Jahren hätte Aya nur schon der Gedanke daran nervös gemacht. Nun steht sie da, adressiert die Mädchen selbstbewusst und mit bewegenden und begeisternden Worten. "Glaubt an die Wahrheit, habt Vertrauen in die Menschlichkeit und das Leben". Zum Schluss strahlt sie übers ganze Gesicht, während die Mädchen ihr applaudieren.

Aya ist in Gaza aufgewachsen, unmittelbar nach der zweiten Intifada. Eine Zeit in der Grenzschliessungen, Blockaden, Unruhen, Kriege, Überbevölkerung und Armut das Leben zunehmend erschwerten. Aya lernte Demut und konzentrierte sich bewusst auf die Schule, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Sie war schüchtern und unsicher, insbesondere auch im Umgang mit anderen Mitschülerinnen. Sie war jedoch eine gute Studentin, mehr noch, ihr Studium liess sie hoffen. 2014 erlangte sie schliesslich einen Bachelorabschluss in Pädagogik.

Aya träume schon lange davon Kinder zu unterstützen, die mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert sind wie sie es dereinst war. Sie war bestrebt, das Selbstbewusstsein dieser jungen Menschen zu stärken, sie zu befähigen ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und zu verändern.

"ICH WAR SEHR SCHÜCHTERN. ICH HABE DEN KONTAKT MIT ANDEREN IMMER GEMIEDEN. UND WENN ICH DOCH KOMMUNIZIEREN MUSSTE, KONNTE ICH MICH NICHT GUT AUSDRÜCKEN. GESCHWEIGE DENN BLICKKONTAKT HALTEN." - AYA, 27

Irgendwann wurde Aya klar, dass ihre Selbstzweifel sie davon abhielten ihr Potential als Lehrerin auszuschöpfen. Denn über das notwendige pädagogische Wissen verfügte sie allemal; es fehlte ihr lediglich das Selbstvertrauen, dieses auch entsprechend einzusetzen. «Ich hatte nie den Mut, Neues anzugehen. Risiken habe ich stets gemieden, und auf Abenteuer liess ich mich keinesfalls ein. Vielmehr war ich oft unschlüssig, ja permanent am Zögern», sagt Aya.

Sie begann ehrenamtlich für eine lokale NGO zu arbeiten. Aya hoffte durch dieses Engagement mehr Vertrauen und Sicherheit zu gewinnen. Die NGO war ein lokaler Partner von Right To Play. Schon bald arbeitete sie mit Mädchen und Kindern mit Behinderungen, um deren Selbstvertrauen zu stärken.

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Als Aya 2014 bei Right To Play anfing, war sie schüchtern und unsicher. Mittlerweile agiert sie selbstbewusst als Trainerin, steht und spricht vor grossen Gruppen von Mädchen und führt diese durch vertrauensstärkende Aktivitäten. Ayas erstes Projekt mit Right To Play war ein Projekt namens Red Ball. Es hilft Kindern mittels Sport und Spiel zu lernen, zu kooperieren, Emotionen auszudrücken und negative Erfahrungen wirkungsvoll zu verarbeiten. Diese Arbeit ist insbesondere im Gazastreifen von grosser Bedeutung, zumal die Kinder aufgrund der stets präsenten Gewalt nicht nur viel Angst und Kummer erleben, sondern auch der Gang zur Schule sowie ihre Leistungen beeinträchtigt werden. Als sie die Mädchen und Jungen lehrte, sich diesen Herausforderungen selbstbestimmt zu stellen, erkannte sie, wie auch sie selbst an dieser Verantwortung wachsen konnte.

«Der Unterschied zwischen den theoriegeleiteten Erfahrungen in den Kursen an der Universität, wo ich nach bestmöglichen Leistungen strebte, und der anschliessenden praktischen Erfahrung im Feld, war riesig», sagt Aya.

Es brauchte demnach ein paar Jahre Übung, Ausdauer und Arbeit, ehe ihr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten als Führungsperson grösser wurde. Sie begann sich allmählich wohler zu fühlen, ihre Meinung frei zu äussern, und unterrichtete die Kinder und auch die anderen Trainer*Innen mit Freude.

«Durch die Zugehörigkeit in die Right To Play-Familie habe ich mehr und mehr an mich und meine Fähigkeiten zu glauben begonnen. So ist der unternehmerische Geist mittlerweile fester Bestandteil von mir. Öffentliche Auftritte meistere ich mit grösserem Selbstvertrauen, und auch gegenüber anderen Personen bin ich zugänglicher und kommunikativer geworden», sagt sie.

Nach ein paar Jahren im Red Ball Projekt wurde Aya zum Head Coach befördert. In dieser neuen Funktion leitete und trainierte sie andere Coaches und arbeitete bei der Planung von anderen Projekten im Gazastreifen mit.

Seit 2016 engagiert sie sich für Taalom, ein Projekt, das sichere Lernräume für Mädchen und Jungen schafft. Aya besucht Kindergärten in ganz Gaza und schult die entsprechenden Trainer im Umgang mit Mädchen sowie Kindern mit Behinderungen. Sie lehrt sie, wie man diese Kinder in ihren Fähigkeiten fördert. Ihre Projektteams fokussieren bewusst auf sehr junge Kinder, um frühestmöglich Gewohnheiten aufzubauen, die sie auf ihrem Ausbildungsweg nachhaltig und bestmöglich unterstützen.

Ihre Arbeit im Taalom Projekt ist auch deshalb wichtig, weil die palästinensischen Gebiete zwar eine hohe Einschulungsrate von 95% haben, viele aber die Schule nicht beenden; im Alter von 15 Jahren haben 25% der Jungen und 7% der Mädchen die Schule dauerhaft abgebrochen. Umso wichtiger die Stärkung der akademischen und alltagsnahen Fähigkeiten von Kleinkindern. Je stärker ausgeprägt diese sind, desto eher werden sie der Schule treu bleiben und ihre Ausbildung abschliessen.

"RIGHT TO PLAY HAT DAS BESTE AUS MIR HERAUSGEHOLT. DAS HAT MICH ZU DEM GEMACHT, WAS ICH HEUTE BIN; EINE SELBSTBEWUSSTE FRAU. ICH KONNTE MICH VON MEINEM ALTEN ICH LÖSEN UND MICH ALS FRAU MIT EIGENEN WERTEN WIEDERFINDEN" - AYA

Taalom war immer ihr Hauptfokus, dennoch hat Aya während ihrer Zeit bei Right To Play auch bei vielen anderen Projekten mitgewirkt. Sie pilotierte beispielsweise ein Projekt im Bereich psychosoziale Unterstützung, wobei Spiele und spielerische Aktivitäten bei der Bewältigung von Traumata helfen sollten. Dieser Ansatz wird mittlerweile in unseren Flüchtlingsprogrammen im gesamten Nahen Osten verfolgt und umgesetzt.

Neben ihrer Arbeit als Head Coach bei Right To Play unterstützt Aya auch andere NGOs und lokale Schulen, die spielbasierten Ansätze von Right To Play einzuführen und umzusetzen. Besonders stolz ist sie dabei auf eine von ihr ins Leben gerufene Partnerschaft zur Förderung von Kindern mit Down-Syndrom und Autismus in lokalen Schulen.

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Aya arbeitet heute als Trainerin in einem Freizeitprogramm, das von einer Schule in den palästinensi-schen Gebieten geführt wird. Sie leitet Spiele, durch die die Mädchen zu kooperieren lernen und ihr Selbstvertrauen stärken.

Obwohl sie es zu Beginn ihrer Zeit als Trainerin nie für möglich gehalten hätte, mag sie heute öffentliche Auftritte und das Reden vor grossen Gruppen von Schülerinnen sehr. Statt der Angst, die sie früher verspürte, empfindet sie heute Freude. Freude daran, durch ihre Worte andere zu inspirieren.

"Unterschätzt niemals eure alltäglichen Erfahrungen und Erfolge, sie sind Grund dafür, wer ihr heute und jetzt seid; wertvolle Persönlichkeiten voller Hingabe und Liebe", sagt sie ihnen.

"MEINE ERFAHRUNGEN MIT RIGHT TO PLAY HABEN MICH GELEHRT, HERAUSFORDERUNGEN ANZUNEHMEN, DENN JEDE NEUE HERAUSFORDERUNG STÄRKT MICH UND FORMT MEINE PERSÖNLICHKEIT. ALL DAS HAT MIR GEHOLFEN, MICH STÄRKER FÜR DIE GESELLSCHAFT UND MEINE GEMEINSCHAFT ZU ENGAGIEREN." - AYA