Spende für Kinder im Nahen Osten →

Wie Banards spielerische Erziehung seine Töchter fördert

Banard - Uganda - Hero Image

Banard und seine Familie spielen gemeinsam auf einer Lichtung in der Nähe ihres Hauses in Isingiro, Uganda.

Er und seine Frau Jasca halten jeweils ein Seilende und schwingen es von rechts nach links. Ihre Töchter Prossy, 8, und Anabelle, 5, springen vergnügt zwischen ihnen hin und her und zählen bei jedem Sprung über das schwingende Seil laut mit. Während des Spielens mit Mama und Papa üben sie ihre Sprünge, ihr Timing und ihre Teamarbeit und werden gleichzeitig von ihren Eltern dazu ermutigt, ihre Fähigkeiten im Zählen auf ein neues Level zu hieven.

Dies ist nur eines von vielen Spielen, die die Familie jetzt wöchentlich spielt. Vor allem Banard hat das Spielen mit seinen Kindern zu einem zentralen Bestandteil seines Alltags gemacht.

Aber das war nicht immer so. Es ist noch nicht lange her, dass die Mädchen Angst vor ihrem Vater hatten. Er war sehr streng und ihnen fast schon fremd. Durch den Zugang zu spielerischen Erziehungsmethoden durch Right To Play konnte Banard eine starke Bindung zu seinen Töchtern aufbauen. Jetzt hilft er ihnen dabei, in der Schule erfolgreich zu sein und die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft zu legen.

Banard - Uganda - Image 1 - Web
Banard, Jasca und Prossy, 8, spielen ein Spiel von Anabelle, 5: Anabelle singt ein Lied ihrer Wahl, und die Familie klatscht im Rhythmus dazu. Derjenige, der den Takt hält, ohne einen Fehler zu machen, gewinnt. Diese scheinbar einfache Aktivität fördert gleichzeitig Konzentration und Koordination, motorische Fähigkeiten, Mustererkennung und weitere rhythmische Konzepte.

Erziehung durch Bestrafung

In Uganda wird die Rolle der Eltern oft noch stark von klassischen Geschlechternormen geprägt. Frauen sind in erster Linie für die Kindererziehung zuständig, während Männer als Versorger und Autoritätspersonen angesehen werden. Traditionell ist auch Bestrafung ein wichtiges Erziehungsmittel. Dabei sind die Väter oft diejenigen, die die Kinder disziplinieren.

„Früher habe ich meine Kinder sofort bestraft, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Ich habe ihnen keine Chance gelassen, es zu erklären“, sagt Banard. „Dadurch hatten sie Angst, Fehler zu machen. Sie liefen weg und versteckten sich lieber, um nicht bestraft zu werden.“

Unterstützende und fürsorgliche Beziehungen zwischen Kindern und Eltern sind entscheidend für die kindliche Entwicklung und den schulischen Erfolg. Eltern, die offen mit ihren Kindern kommunizieren, eine vertrauensvolle Umgebung aufbauen, erschaffen ein Umfeld, in dem sich Kinder sozio-emotional entfalten können. Beim Spielen können Eltern den natürlichen Spieldrang ihrer Kinder nutzen, um ihnen Fähigkeiten wie Selbstdarstellung, Konzentration und Zusammenarbeit beizubringen. Durch Spielen können Kinder auch akademisch wichtige Fähigkeiten lernen, die ihnen in der Schule helfen. Auch die Forschung zeigt, dass ein hohes Engagement der Eltern im Leben ihres Kindes mit besseren schulischen Leistungen korreliert.

„Meine Kinder und ich sind uns durch das Spielen nähergekommen. Ich ermutige sie bei allem, was sie zu Hause tun ... Ausserdem konnte ich ihnen mit verschiedenen Spielmaterialien Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen." – Banard

Für Prossy und Anabelle ist die Möglichkeit, zu Hause zu lernen, besonders wichtig für ihre Zukunft.

Trotz der Fortschritte Ugandas auf dem Weg zu besserem Zugang zu grundlegender Bildung mangelt es immer noch an angemessen ausgestatteten Schulen. Das führt dazu, dass viele Schüler durch den Schulunterricht allein nicht das Mindestniveau an Lese-, Schreib- und Rechenkenntnissen erreichen.

Banard - Uganda - Image 2 - Web
Banards Töchter Anabelle und Prossy lernen spielerisch: Dabei erlernen sie Fähigkeiten wie Zählen, Erkennen von Farben oder Sortieren von Gegenständen in bestimmte Kategorien. So festigen sie das in der Schule Gelernte und haben gleichzeitig viel Spass.

Vom Bestrafen zum Spielen

Banards Weg vom strengen Vater zur Vertrauensperson begann, als er als einer von 30 Eltern aus seiner Gemeinde für die Teilnahme an Play to Grow ausgewählt wurde. Das Programm befähigt Eltern und Betreuer von Kleinkindern im Alter von drei bis sechs Jahren, die sozio-emotionalen Fähigkeiten sowie die Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten ihrer Kinder spielerisch zu fördern.

In Uganda werden Gemeindemitglieder, darunter Lehrkräfte und Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens, zu Trainer:innen ausgebildet. In kleinen Gruppen vermitteln sie anschliessend Eltern wichtige Erziehungsfertigkeiten, leiten Gruppendiskussionen und ermutigen die Eltern zu gegenseitiger Unterstützung. Sie führen auch Hausbesuche durch, um den Eltern zu helfen, das Gelernte umzusetzen.

Auch Banard nahm alle zwei Wochen an Gruppensitzungen teil. Dort wurde ihm und anderen Eltern gezeigt, wie sie ihren Kindern die Führung im gemeinsamen Spielen überlassen, wie sie die Gefühle ihrer Kinder reflektieren, diese validieren und normalisieren können, wie sie ihre Kinder in ihren Bemühungen ermutigen können aber auch, wie sie Grenzen setzen und Übungen wie Lesen, Schreiben und Rechnen in alltägliche Aktivitäten wie das Seilspringen integrieren.

„Meine Kinder haben spielerisch viel gelernt, zum Beispiel wie man zählt, liest, Geschichten erzählt, Gegenstände sortiert und verschiedene Farben erkennt und benennt. Das ergänzt das, was sie in der Schule lernen. Sie sind jetzt viel besser in der Schule als früher.“ - Banard

In Isingiro gaben 85 % der Eltern an, mindestens sechsmal wöchentlich mit ihren Kindern zu spielen. Nach sechs Monaten gemeinsamen Spielens bemerkten 46 % der Eltern verbesserte sozio-emotionale Fähigkeiten und ein gutes Verhalten ihrer Kinder - verglichen mit nur 21 % zu Beginn des Projekts.

„Was ich in dem Play to Grow Projekt beobachten konnte, ist, dass die Eltern sich sehr engagieren und die Bedeutung des Spielens mit ihren Kindern zu schätzen lernen“, sagt Sarah Arinda, die lokale Bezirksschulinspektorin. „Das ist nicht nur ein Erfolg für Right To Play, sondern ein Erfolg für den ganzen Bezirk und die Regierung.“

Mit Prossy in der Grundschule und Anabelles Aufnahme in die Vorschule hilft das spielerische Erlernen akademischer Fähigkeiten beiden Mädchen dabei, besser auf die Schule vorbereitet zu sein.

Wie die Kraft des Spiels Banard, seinen Kindern und seiner Gemeinde zugutekommt

Banard weiss, dass das Spielen nicht nur die schulischen Leistungen seiner Töchter gestärkt, sondern auch eine vertrauensvolle Beziehung zwischen ihnen ermöglicht hat.

„Wir leben jetzt ein sehr glückliches Leben“, sagt Banard. „Ich schenke meinen Kindern während des Spielens meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich ermutige sie bei allem, was sie tun. Das ist eine sehr grosse Veränderung für mich - vom Fremden, vom Richter und Bestrafer zum Freund und Vertrauten zu werden.“

Durch die engere Bindung zwischen Eltern und Töchtern hat Banard auch ein besseres Gespür für die Gefühle seiner Töchter entwickeln können. Er hilft ihnen dabei, mit ihren Gefühlen umzugehen, anstatt sie zum Gehorsam zwingen zu wollen. Das hat dazu geführt, dass die Kinder keine Wutanfälle mehr haben und sich nicht mehr streiten. Sie übernehmen jetzt stolz Verantwortung für ihre Taten, respektieren Grenzen und unterstützen sich gegenseitig.

Auch Jasca hat eine Veränderung festgestellt. „Die Kinder sind jetzt glücklich“, sagt sie. „Sie können sich frei äussern und wollen Banard von ihrem Tag erzählen. Sie vertrauen ihrem Vater jetzt als Freund und Lehrer.“

Banard sagt, dass er es liebt, mit Prossy und Anabelle Familie zu spielen. Die Mädchen schlüpfen abwechselnd in die Rollen von Mutter und Vater, Banard spielt das Kind. Sie kochen imaginäre Mahlzeiten und erledigen gemeinsam verschiedene Hausarbeiten. Das Spiel gibt Banard und seiner Frau auch Einblicke, wie ihre Töchter sie als Eltern wahrnehmen.

Jascas Lieblingsspiel mit ihrer Familie ist Dodgeball - mit einem kleinen Twist. Bei ihrer Version zählt der Spieler in der Mitte, der versucht, nicht vom Ball getroffen zu werden, jedes Ausweichmanöver laut mit. Sie mag das Spiel, weil es ihr die Möglichkeit gibt, mit ihren Töchtern das Zählen zu üben.

„Unser Vater hat sich verändert. Jetzt hat er jeden Tag Zeit, um mit uns zu spielen. Wir lernen Dinge wie Zählen und Multiplizieren, und dann fällt es uns leichter, in der Schule zu lernen.“ - Prossy, 8

In Uganda hat Play to Grow bisher 10'687 Kinder erreicht, mit der Hilfe von 1'223 Eltern und Betreuungspersonen, die wiederum von insgesamt 82 Trainer:innen geschult wurden. Durch Eltern wie Banard werden die Resultate exponentiell wachsen:

Banard hat nicht nur die erlernten Fähigkeiten Zuhause umgesetzt und mit seiner Frau geteilt, er ist zum Trainer und Fürsprecher für die Bedeutung des Spielens geworden, indem er das Gelernte mit seinen Nachbarn und der breiteren Gemeinschaft teilt.

Die Resonanz war sehr positiv – sowohl von Nachbarn und Gemeindemitgliedern, aber auch Banards selbst ist von dem spielerischen Ansatz überzeugt.

„Das [die Unterstützung durch die Eltern] ist etwas, das unserer Gemeinde fehlte, und ich bin dankbar, dass Right To Play uns dabei unterstützt“, sagt er. „Ich werde jetzt als Vorbild angesehen.“

Banard weiss, dass sich sein Engagement für das Spielen weiter verstärken wird.

„Das Spielen mit meinen Kindern ist für mich zum Stressabbau geworden“, sagt er. „Die Auswirkungen, die ich bisher in meinem Zuhause gesehen habe, ermutigen mich, ein besserer Vater zu sein.“

Banard - Uganda - Image 3 - Web
Banard engagiert sich für das Spiel - zuhause und in seiner Gemeinde. Er gibt spielerische Erziehungstipps an die Eltern in seiner Nachbarschaft weiter.


Das Projekt Play to Grow wird durch die Unterstützung der LEGO Stiftung ermöglicht.

Lego Foundation logo.jpg