Volltreffer für die Gerechtigkeit. Mit dem Selbstvertrauen vom Fußballplatz stellt Khansa die Kinderehe ins Abseits
Mit 16 Jahren wagte Khansa das Unmögliche: Sie widersetzte sich der Kinderehe – eine Zwangsheirat, die ein Ende ihrer Ausbildung sowie ein Leben voller Einschränkungen bedeutet hätte. Der Druck der Eltern war groß, erinnert sich Khansa: „Sie haben versucht mich zu einer Einwilligung zu zwingen. Sie sagten, dass ich sowieso irgendwann heiraten muss, warum also nicht jetzt?“
Doch Khansa entschied sich gegen eine fremdbestimmte Zukunft. Die gute Schülerin hatte den Mut sich nicht nur ihren Eltern entgegenzustellen, sondern auch mit der tiefverwurzelten Tradition Pakistans zu brechen, die Millionen Mädchen die Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben untersagt.
Zu Beginn versteckte Khansa ihren Mut noch hinter ihrer Schüchternheit - eine Charaktereigenschaft, die viele Mädchen in dieser seit Jahrhunderten von Männern dominierten Gesellschaft verinnerlicht haben. Doch durch die Teilnahme an dem Right To Play Programm „Football for Development“ entdeckte Khansa die Kraft ihrer Stimme und lernte sie zu nutzen.
Jede Woche trainierte sie gemeinsam mit den anderen Mädchen auf dem Sportplatz. Mit großem Engagement – in Trikot und Stollenschuhen - nahm Khansa an den Programmen zur Stärkung von Mädchen teil. Von Right To Play geschulte Lehrer vermittelten den Mädchen nicht nur Kommunikationsstrategien zur Konfliktlösung, sondern auch wie sie für ihre Rechte einstehen und sich gegenüber vermeintlich Stärkeren behaupten können. Die Teilnahme öffnete ihr die Augen: Jedes Kind hat die gleichen Rechte – auch Mädchen!
„Zum ersten Mal“, betont Khansa, „sah ich, dass ich ein Mitspracherecht über mein Leben habe.“
Die Zeit zum Handeln war gekommen. Khansa kannte die potentiellen Gefahren einer Kinderehe – Das Ende der Ausbildung, drohender Missbrauch, limitierter Zugang zu sozialen Kontakten und anhaltende Armut. „Ich wusste, sobald ich verheiratet bin, besteht keine Chance mehr auf Sport und Bildung“, erklärt Khansa. „Leider sind meine Cousinen traurige Beispiele dafür.“
Dem väterlichen Widerstand zum Trotz blieb Khansa hartnäckig. Sie erklärte ihrem Vater wiederholt, wie sehr ihr das Fussballspielen und Lernen für ihre Zukunft helfe und dass sie zu jung sei um zu heiraten. Sie zeigte ihm, welches Potential in ihr steckt und schlug vor mit der Ehe bis zu ihrem Schulabschluss zu warten. Überzeugt von Khansas Beharrlichkeit und ihrem Argument das Bildung das Tor zum gesellschaftlichen Aufstieg sei, entschied sich die Familie zu dem ungewöhnlichen Schritt die Hochzeit abzusagen; für Khansa die Möglichkeit ins Klassenzimmer und auf den Platz zurückzukehren.
Wenn Khansa zurückschaut, dann ist sie stolz und glücklich, dass sie die Schule weiterhin besuchen darf. „Es ist ein Hoffnungsschimmer, dass ich nach der Schule noch einen höheren Abschluss erreichen kann.“ Ein Hoffnungsschimmer mit dem sie ihre Gegenwart und Zukunft zurückgewinnen konnte, betont Khansa.