Stark durch Selbstvertrauen: Die Geschichten von Bertha und Bilkis

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Wie zwei junge Frauen zu Führungsfiguren wurden

Routiniert spielen sich Bertha und Bilkis auf einem Feld in Accra, Ghana, den Ball zu. Klare und deutliche Kommandos begleiten die Pässe, mit denen die beiden ihr Spiel verbessern. Trainingseinheiten wie diese haben Bertha und Bilkis zu Stars des Nimobi Ladies Football Club in Accra gemacht. Auch Jahre nach ihrem Einstieg in die Welt des Fussballs, setzen sie auf die gemeinsamen Trainingseinheiten, die ihr Zusammenspiel fördern und das Team zu einem der besten der Stadt machen.

Vor sieben Jahren sah das noch anders aus. Damals betraten Bertha und Bilkis als Teil eines Right To Play Programms zum ersten Mal ein Fussballfeld. Ziel des Programms war es, das Selbstvertrauen von Mädchen durch Sport zu stärken.

Mädchen in Ghana haben es schwer. Sie sehen sich mit Stigmata und Herausforderungen konfrontiert. Vor allem wenn es darum geht, für sich selbst einzustehen, eigene Interessen zu verfolgen oder in einem Beruf Erfolg zu haben. Bertha und Bilkis sind mittlerweile 24 Jahre alt – und sie haben viel erreicht! Heute sind sie es, die jungen Mädchen in Accra dabei helfen, für sich einzustehen und Herausforderungen zu meistern. Dank ihres Selbstvertrauens sind sie für viele Mädchen wichtige Mentorinnen und eine Quelle der Inspiration.

Bertha konnte gängige Geschlechternormen und Stereotypen erfolgreich hinter sich lassen, nachdem sie 2016 an Sport-Workshops von Right To Play teilgenommen hatte. Als professionelle Fussballspielerin und Verfechterin der Förderung von Mädchen ermutigt sie die nächste Generation von jungen Frauen dazu, an ihrem Ehrgeiz und ihrem Selbstvertrauen zu arbeiten.

Selbstbewusstsein durch Sport stärken

Bertha und Bilkis waren 18 Jahren alt, als sie sich bei einem Sports for Development Programm von Right To Play kennenlernten. Beide kommen aus einer Community in Accra, in der traditionelle Geschlechterrollen fest verankert sind: Mädchen haben sich still und unterwürfig zu verhalten. Ihre Fähigkeiten werden geringer eingeschätzt als jene von Jungen. Es wird erwartet, dass sie das tun, was man ihnen sagt.

Bertha und Bilkis haben den Sport für sich entdeckt, um die vorherrschenden Meinungen in Frage zu stellen: Denn sie können dabei ihre Fähigkeiten und Talente auf eine Art und Weise unter Beweis stellen, die mit den Stereotypen bricht.

Beim Fussballspiel mit anderen jungen Frauen lernten auch Bertha und Bilkis an ihre eigenen Fähigkeiten zu glauben, für sich selbst einzustehen und im Team Führungsrollen zu übernehmen. Von all diesen Fähigkeiten profitieren die beiden jungen Frauen auch nach dem Abschluss des Right To Play Programms.

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"Die Werte und Prinzipien, die Right To Play mir beigebracht hat, möchte ich auch an andere weitergeben, um ihnen auf ihrem Lebensweg zu helfen." Bertha, Absolventin eines Right To Play Programms

Bertha wuchs in einem Elternhaus auf, in dem Traditionen einen hohen Stellenwert haben. Wünsche und Bedürfnisse zu äussern, war sie nicht gewohnt. „Ich war schüchtern und ängstlich. Vor mehr als zwei Personen zu sprechen, fiel mir schwer“, erinnert sie sich.

„Der erste Sport-Workshop, an dem ich teilgenommen habe, wurde von Right To Play organisiert. Dabei lernte ich zwei grossartige Menschen kennen. Sie waren unglaublich. Sie teilten ihre Erfahrungen mit uns und gaben uns Ratschläge, auf die ich noch heute zurückgreife", sagt Bertha.

Bertha ist überzeugt, dass diese Workshops und die Begegnung mit Vorbildern ihr geholfen haben, entscheidungsfreudiger, selbstbewusster und aufgeschlossener zu werden – Fähigkeiten, die sie heute nicht nur in ihrem Fussballteam, sondern auch in ihrem Job als Lehrerin einsetzt.

Bertha macht mit ihren Schüler:innen dieselben Spiele und nutzt dieselben Aufgaben und vertrauensbildenden Übungen, die einst auch ihr geholfen haben. In gemeinsamen Gesprächen mit den Kindern versucht sie anschliessend herauszufinden, was diese während des Spiels gelernt haben.

„Ich habe einige der spielerischen Aktivitäten von Right To Play in meinen Unterricht übernommen. Sie machen ihn interessanter und Lernen einfacher. Die Kinder haben grossen Spass, werden mutiger und selbstbewusster“, sagt sie.

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"HEUTE BIN ICH SELBSTBEWUSST UND STOLZ AUF DIE PERSON, DIE ICH GEWORDEN BIN." – BILKIS, ABSOLVENTIN EINES RIGHT TO PLAY PROGRAMMS

Bilkis stand in ihrer Kindheit vor ähnlichen Herausforderungen. Sie war introvertiert und hatte Probleme mit anderen in Kontakt zu treten.

Durch das Right To Play Programm und die Workshops lernte sie, Beziehungen zu ihren Teammitgliedern aufzubauen. Die Erfahrungen vom Fussballfeld übernahm sie ins alltägliche Leben. Das half ihr, an Selbstbewusstsein zu gewinnen und für sich einzustehen.

„Ich habe gelernt, wie man Beziehungen zu anderen aufbaut. Das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt. Heute stehe ich für mich ein, wenn jemand versucht über meine Interessen oder Gefühle hinwegzugehen und mich klein zu machen.“

Bilkis nutzte ihre neuen Fähigkeiten und studierte BWL. Sie arbeitet nun daran, eine Organisation zu gründen, mit dem Ziel, eine bessere Sportinfrastruktur für Mädchen zu schaffen. In der Zwischenzeit engagiert sie sich weiterhin für Mädchen in ihrer Community. Sie setzt sich gegen Kinderehen und den Schulabbruch von Mädchen ein und fordert Eltern auf, die Zukunftspläne ihrer Kinder zu unterstützen. Bilkis ist dankbar für die Erfahrungen, die sie mit Right To Play machen durfte. Sie möchte, dass junge Mädchen in ihrer Community dieselben Chancen haben, ihr Potenzial zu entwickeln.

Aufgrund ihrer persönlichen Entwicklungen, ihrer Arbeit mit Mädchen und ihren Einsatz für Frauenrechte waren Bertha und Bilkis Teil einer Delegation für den African Girls Summit 2018 in Accra. Dort trafen sie auch die First Lady in Ghana, Rebecca Akufo-Addo.

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