Interview mit Skilegende Bernhard Russi

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«Je besser deine Widerstandskraft, umso eher bist du im Leben erfolgreich.»

- Bernhard Russi

Bernhard, du bist seit 2004 als Botschafter für die Stiftung Right To Play aktiv und 13 Jahre in ihrem Stiftungsrat tätig. Weshalb engagierst du dich für die Arbeit von Right To Play?

Ich war schon immer der Überzeugung, dass die Beliebtheit und Reichweite des Sports einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Bekämpfung von Armut, Leid und Kriminalität leisten und den Frieden fördern kann. Zudem schafft das Glücksgefühl, das man durch den persönlichen Einsatz beim Sport oder Spielen erlangt, eine innere Zufriedenheit. Das hilft Frieden mit sich selber zu schliessen und diesen weiterzugeben.

Wie wurdest du auf Right To Play aufmerksam?

Adolf Ogi, hat mich damals mit Right To Play bekannt gemacht. Es brauchte aber keine grosse Überredungskunst, um mich für die Arbeit der Stiftung zu begeistern, Frieden und Chancengleichheit hatten schon immer einen hohen Stellenwert für mich. Zudem war mir der norwegische Gründer Johann Olav Koss bekannt. Als leidenschaftlicher Sportfan war ich 1994 an den Olympischen Winterspielen in Lillehammer live dabei, als er drei Goldmedaillen jeweils mit Weltrekorden im Eisschnelllauf gewonnen hatte. Die Intensität dieses Heimspiels von Überflieger Koss werde ich nie mehr vergessen.

Du organisierst jährlich eine Skitour in deiner Heimat Andermatt und lädst Right To Play Unterstützer*Innen auf ein Naturabenteuer ein. Wie kommt es dazu?

Bei diesen Skitouren kommen langjährige Unterstützer*Innen von Right To Play zusammen, die ein substanzielles Engagement für die Kinder in den Programmen leisten. Sie stellt ein Dankeschön an sie dar und bietet ihnen die Möglichkeit, Gleichgesinnte im Schnee sowie bei einem einfachen Risotto-Abendessen in der Berghütte besser kennenzulernen und Freundschaften zu schliessen. Es ist der ideale Ort, um neue Kontakte zu knüpfen. Dabei hat man in der Hütte keinen Internetempfang, was meinen Gästen hilft, den Moment zu geniessen.

Was schätzt du besonders an der Arbeit von Right To Play?

Eine Organisation allein kann die Herausforderungen unserer Welt nicht wegradieren, aber wir können gemeinsam dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche mit schwierigen Situationen besser umgehen können. Als Kind in einem Flüchtlingslager nichts tun oder lernen zu können, schadet dem Selbstvertrauen und lässt Hoffnungslosigkeit aufkommen. Wie soll ein Kind unter diesen Umständen sein Potenzial entdecken?

Wenn junge Flüchtlinge bei einer Aktivität wie beim Fussball sich selber als erfolgreiche Teamplayer erleben und Verantwortung übernehmen können, fühlen sie sich gestärkt. So haben sie eher das Gefühl, eine Rolle in ihrem Leben zu haben und etwas bewirken zu können.

Mit einem Olympiasieg und 2 Weltmeistertiteln gehörst du zu den erfolgreichsten Skirennfahrern der 1970er Jahre. Welche Lebenskompetenzen hast du dir während deiner Athleten-Karriere aneignen können?

Der Sport war für mich die beste Lebensschule: Mit Fleiss und Einsatz kann man etwas erreichen, aber nichts ist garantiert. Man muss mit Niederlagen umgehen lernen, insbesondere nach einem Erfolg. Die Fähigkeit, realistische Ziele zu setzen, ist ebenso wichtig.

Das Leben besteht ja wie ein Wellengang aus Hochs und Tiefs. Wenn man oben ist, muss man sich darauf einstellen, dass es mal anders sein wird. Je besser deine Widerstandkraft, umso eher bist du im Leben erfolgreich.

Was liegt dir besonders am Herzen?

Mir ist es wichtig, dass sich Kinder bewegen und ausleben können. Spielen und Bewegung ist ein Urinstinkt des Menschen. Herumtollen, sich in Geschicklichkeit üben, Grenzen ausloten, Kreativität, all das wird benötigt, um seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Diese Möglichkeit sollten alle Kinder dieser der Welt haben.

Was möchtest du anderen Right To Play Unterstützern*Innen und denen, die es noch werden wollen mit auf den Weg geben?

Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, einen Ausgleich auf dieser Welt zu schaffen. Die Arbeit von Right To Play zeigt, dass Landesgrenzen, Religion, Hautfarbe und Geschlecht dabei keine Rolle spielen. Right To Play ist der Spezialist für Sport und Spiel im Entwicklungsbereich und hat in 20 Jahren einen grossen Erfahrungsschatz aufgebaut, wie man unter schwierigsten Bedingungen die Generation von morgen fördern kann. Deshalb lohnt es sich meiner Meinung nach, diese Arbeit auch finanziell zu unterstützen.

Was wünschst du dir für die Welt?

Ich bin kein Träumer - es gibt kein allgemein gültiges Rezept, damit die Welt eine bessere wird. Meiner Es gilt, sich kontinuierlich zu engagieren und zurückzugeben. Und wenn man denkt, das sei nur ein Tropfen auf den heissen Stein, so relativiert sich diese These, wenn viele kleine Tropfen zusammen den Stein erkalten lassen.